— 50 —
öffnen. Und es geschah auch, da der Pöbel zu den Bauern hielt. Vergebens waren alle Friedensversuche des Bischofs und des Stadtrats von Straßburg. Als der kaiserliche Landvogt zu Gerber kam, um ihm Friedensanträge zu machen, wurde er gar nicht vorgelassen und mußte unverrichteter Sache wieder umkehren. Als die Gesandten des Landgrafen mit dem Ammeister von Straßburg hinkamen, bedeutete man ihnen: „Die Bauernhäupter säßen jetzt zu Tisch, die Gesandten sollten nur warten." Endlich vorgelassen, sagte man ihnen: „Die Bauern hätten lange genug in Knechtschaft gelebt, sie wollten jetzt selbst gebieten und die Herren sein; übrigens wüßten sie besser, als die von Straßburg, was sie zu thun hätten." Die Strafe für solchen Übermut blieb nicht aus. — Der Bischof und Rat von Straßburg wandten sich an den Herzog Anton von Lothringen um Hülfe. Gern gewährte er sie, da er von den Bauern Unruhen für seine eigenen Länder befürchten mußte. Bei Zabern hatten sich die Bauern verschanzt; sie waren 30000 Mann stark; ihr Oberanführer war Erasmus. Die Stadt mit den umliegenden Dörfern bildete ein großes, festes Lager, das auch mit Kanonen versehen war. Hier sollte der Entscheidungskampf stattfinden. Herzog Anton rückte heran und richtete seine gewaltigen Mörser gegen die Lagerdämme. Denen hielten auch die Mauern nicht stand, so daß sich die Bauern ergeben mußten. Freier Abzug und gänzliche Vergebung wurde ihnen zugesichert. Am 19. Mai erfolgte der Abmarsch der unbewaffneten Bauern. Die bewaffneten Lothringer bildeten vom Stadtthore aus eine lange Gaffe für die Durchgehenden. Da entstand ein Streit zwischen einem Bauern und Soldaten. Sofort fiel das Wort: „Schlagt drauf, es ist uns erlaubt!" Die Bauern sahen sich verraten und drängten nach der Stadt zurück, um sich Waffen zu holen. Aber schon wüteten die Lothringer mit ihren Schwertern unter ihnen, das Thor wurde durch Leichen gesperrt. Die Wehrlosen waren rettungslos verloren ; gegen 18 000 sollen ihren Tod gefunden haben. Erasmus hatte sich in das Schloß geflüchtet und war dort gefangen genommen worden. Man band ihn an einen Baum mit dem Stricke um den Hals. Aber selbst in der Todesstunde erfüllten ihn noch die wildesten Rachegedanken; er verhieß seinen Wächtern die größten Qualen, wenn es ihm gelänge, ihnen zu entkommen. Unter den gräßlichsten Verwünschungen starb er. — Der Rest der aufständischen Bauern wurde bei Scherweiler von Herzog Anton in einem blutigen Kampfe besiegt.
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— 10 -
schönes Spielzeug! Schnell fnieete sie nieder, packte Ackersmann, Pferd und Pflug in ihre Schürze und eilte, ihrem Vater das Gefundene zu zeigen. Zierlich stellte sie das Männlein mit seinem Gerät auf den Tisch vor den Riesen. Der aber erhob ernst seinen Finger und sagte: „Kind, bringe schnell die Sachen wieder dorthin, wo du sie gesunden hast! Wenn der Bauer nicht den Acker pflügte, so hätten wir kein Brot zu essen." — Selbst einzelne Naturerscheinungen sind nach allgemeinem Glauben höhere Wesen, so beispielsweise die Irrlichter, welche den Wanderer an gefährliche Stellen locken. Auch der häßliche Aberglaube an Hexen ist dem Elsasse nicht fremd geblieben.
So war das Leben des Volkes gestaltet, welches vor mehr als 1000 Jahren unser Elsaß bewohnte.
Chlodwig.
(496 nach Chr.)
Nur kurze Zeit nach dem Rückmge der Römer waren die Alemannen im freien Besitze des Landes. Ihre Länder- und Beutesucht führte sie immer weiter gegen Norden bis zu den Mündungen des Mains und der Mosel, wo sie mit den Franken zusammengerieten. Deren König Chlodwig (Chlodovech) hatte schon 486 in der Schlacht bei Soissons die römische Herrschaft in Gallien vernichtet und das fränkische Reich gegründet. Nun trat er den Alemannen entgegen in der Nähe des Rheines i. I. 496. Es kam in der Ebene von Tolbiakum (Zülpich) zum heißen Kampfe. Schon begannen die Scharen Chlodwigs zu weichen, als er, an der Hülfe seiner heidnischen Götter verzweifelnd, dem Gott der Christen, den seine fromme Gemahlin verehrte, das Gelübde that, sich zu bekehren, wenn er ihm den Sieg verleihe. Da wandte sich das Glück der Schlacht. Frischer Mut belebte die fränkischen Krieger, todesmutig drangen sie ans die Feinde ein und schlugen die schon siegreichen Alemannen in die Flucht. Der Alemannenkönig siel mit den edelsten seiner Helden und die übrigen beugten sich der Herrschaft der Franken. Chlodwig aber ließ sich taufen und erbaute zahlreiche Kirchen zur Ehre Gottes. Er soll an der Stelle eines alten Tempels eine Kirche errichtet haben, dort, wo jetzt das Straßburger Münster steht. — So geschah es, daß das Elsaß unter fränkische Oberhoheit kam und damit auch das Christentum eine rasche Verbreitung fand.
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— 37 —
brachte ihm zum Ehrengeschenk drei Fuder Wein, eines roten und zweie weißen und eine silberne, vergolbete Kanne im Werte von 200 Gulden. Der Bischof gab ihm ein Fest, wozu der ganze Abel eingelaben war. Zwar lagen die Zoru und Mülnheim noch im Streit und der Bischof war selbst mit der Stadt zerfallen; aber der Rat hatte alle Anstalten für Erhaltung der Ruhe getroffen und so verlief das Fest in ungestörter Heiterkeit. Nachher ging der Kaiser noch auf bert Mühlstein, die neue Trinkstube der Mülnheim, wo er sich bei Gelag und Tanz ergötzte. Dafür luben ihn die Frauen der Zorn für den nächsten Morgen auf ihre Stube zum Hohensteg. Gerne wolle er kommen, sagte er, wenn er nur den Weg wüßte; sie möchten ihn beshalb abholen und bahin geleiten. Am andern Morgen um 6 Uhr, so erzählt uns die Geschichte, kamen die Frauen wirklich in das Hans, wo der Kaiser sein Quartier genommen hatte. Als der Kaiser solches gewahr würde, stand er auf, warf einen Mantel um und tanzte barfuß mit den Weibern durch die Stadt. Da er in die Korbergasse (jetzt Korduangasse) kam, kauften sie ihm ein Paar Schuhe, zogen sie ihm an und tanzten weiter bis zum Hohensteg. — Als Sigismund die Stadt verließ, schenkte er den Frauen zum Andenken 150 Fingerringe; sie geleiteten ihn aus geschmückten Schiffen eine halbe Meile weit den Rhein hinab und nahmen dann Abschied von ihm. — Zur Erinnerung an des Kaisers Tanz dreht sich noch heutzutage ein Schnabelschuh auf einem alten Hause der Korbuaugasse.
Johann Gutenberg.
(1420—44.)
Wenige Jahre nach Sigismunbs Besuch kam nach Straßburg ein junger Ebelmann aus Mainz, der seine Vaterstabt infolge stäbtischer Fehben hatte verlassen müssen. Er ließ sich nieber in der Nähe des Klosters St. Arbogast, das sübwestlich von der Stadt an der Jll gelegen war, bort wo heute das Wirtshaus „Zum grünen Berg" vor dem Weißturmthor steht. Sein Vater hieß Gens-fleisch, seine Mutter Elsa von Gutenberg, und nach beiben bekam er den Namen Johannes Gensfleisch zum Gutenberg. Es war ein hitziger, gewalttätiger Junker. Da man ihm in Mainz die Zinsen seines Vermögens nicht auszahlen wollte, nahm er kurz entschlossen den zufällig in Straßburg anwefenben Stabtschreiber
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann_Gutenberg Johann Elsa_von_Gutenberg Johannes_Gensfleisch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
7. Allgemeines.
187
Südamerika neigt mehr zu Europa hin als zu Nord-
amerika.
Hierzu einige Beweise.
Von Buenos Aires bis New-Kork sind es 5870, von
Buenos Aires nach Plymouth 6035 Seemeilen, (1 Seemeile
rund 1,9 km), von Buenos Aires nach New-Orlans 6320,
von derselben Stadt nach Bremen 6570 Seemeilen. Der Ent-
fernungsunterschied ist also sehr gering.
Wenn ich die genannten Strecken aber fahren will, dann liegt
anscheinend Europa näher bei Südamerika als Nordamerika. Nämlich:
Wer von New-^ork nach Buenos Aires fahren will, benutzt
den Schnelldampfer New - ^ ork — Plymouth und fährt
von Plymouth aus mit einem anderen Schnelldampfer nach
Buenos Aires. Er kommt rascher ans Ziel als auf dem direkten
Wege. Was beweist diese Tatsache?
Daß die Schiffahrtsverbindung zwischen Europa und Süd-
amerika besser sein muß als die zwischen Süd- und Nordamerika,
daß vielleicht auch die Handelsbeziehungen zwischen Europa und
Südamerika reaer sein müssen als zwischen Süd und Nord der
Neuen Welt.
Auch der Aufbau des Landes, mag er auch auf den ersten
Blick demjenigen des Nordens ähneln, scheint auf Europa hin-
zuweisen.
Wohl ist Südamerika nach Westen zu durch die schwer ersteig-
baren Ketten der Anden (Kordilleren) gegen den Stillen
Ozean hin abgeschlossen. Die großen Ebenen aber, die Llanos,
die Selvas, die Pampas öffnen sich nach Osten oder Nord-
osten; es ist, als wollten sie Europa die besten Zufahrtstore ent-
gegenkehren.
Ähnlich steht es auch um den Lauf der Flüsse. Nur einer der
gewaltigen südamerikanischen Ströme, und zwar der unbedeutendere,
schickt seine Wasser nach Norden, ins Karibische Meer. Es ist
der Magdalenenström. Die andern, Orinoco, Amazonen-
ström, La Plata, öffnen ihre weiten Mündungen gegen Osten
oder Nordosten, also Europa zu.
And sehen wir uns erst einmal die eine Ecke des gewaltigen
südamerikanischen Dreiecks an. Ist es nicht, als spränge Brasi-
lien mit dem Kap Branco nur darum so weit in den Atlan-
tischen Ozean hinaus, weil es dem dichten Netze von europäischen
Schiffahrtslinien, das Afrika umspinnt, möglichst nahe kommen möchte?
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Extrahierte Ortsnamen: Europa New-Kork Plymouth Buenos_Aires Bremen Europa Nordamerika Buenos_Aires Plymouth Plymouth Europa amerika Nordamerika Europa Europa Europa Karibische La_Plata Europa Afrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
194
Iii. Amerika.
Da sie aber Deutsche sind, werden sie doch wohl mit Vor»
liebe deutsche Waren kaufen. Diese entsprechen jedenfalls mehr
ihrem Geschmack als fremde; man denke nur an Kleidungsstücke,
Äausgerätschasten usw. Wenn ein deutscher Reisender dem
deutschen Groß- oder Kleinkausmann in Brasilien deutsche Waren
anbietet, so wäre es doch wunderbar, wenn dieser nicht lieber
von seinem Landsmann kaufte als von einem Engländer oder
Nordamerikaner. Besonders wenn man bedenkt, daß der deutsche
Reisende dem Siedler schon deswegen ein willkommener Gast sein
wird, weil er seine Sprache spricht, weil er aus seiner Äeimat
kommt.
Voraussetzung dabei bleibt allerdings immer, daß die deutschen
Waren inbezug auf Güte und Billigkeit den fremden mindestens
gleichkommen.
Damit dieser Handelsverkehr besonders rege wird, ist es Wünschens-
wert, daß die Erzeugnisse der deutschen Kolonisten im Äeimatlande
einen willigen Markt sinden. Hierzu kann mancherlei geschehen.
Deutsche Dampferlinien müssen eine leichte und schnelle Verbindung
zwischen uns und jenen Kolonien schaffen. Zeitungen und Vereine
haben die Verkäufer und Käufer bei uns auf die Ausfuhrgüter jener
Auslanddeutfchen hinzuweisen. Deutsches Kapital sollte ihnen hilfs-
bereit unter die Arme greifen, ihnen Bahnen bauen. Schulen und
Kirchen errichten helfen, damit sie den Zusammenhang mit der alten
Äeimat nie verlieren. So könnte sich ein lebhafter Handelsverkehr
herüber und hinüber entwickeln, der für sie und für uns nur zum
Vorteil ausschlüge.
And diese kleine Schar von Deutschen sollte wirklich viel aus-
richten können? Beispiele belehren. Die englische Kapkolonie
zählt eine Bevölkerung von rund 600000 Weißen, die englisch fühlen.
Der Wert ihres Äandels beläuft sich aus viele hundert Millionen
jährlich. Neuseeland, ebenfalls englische Kolonie, mit rund
950000 Einwohnern, hatte 1905/06 eine Einfuhr im Werte von
318, eine Ausfuhr von 256 Millionen Mark.
Diese wenigen Weißen schassen also England einen außerordent-
lich reichen Handelsverkehr. — Nun ist zwar Südbrasilien nicht
deutsche Kolonie; wenn wir aber planmäßig Verbindung
mit den dortigen Deutschen in der oben angedeuteten
Weise unterhielten, könnten sie uns denselben Nutzen
leisten wie eine große Kolonie mit weißer Bevölkerung.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Brasilien Neuseeland England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
8. Brasilien.
197
Man denke sich z. B., daß das ganze Deutsche Reich ein einziges
großes Kaffeeland wäre, und man hat ungefähr die Fläche des
in Brasilien für den Kaffeebau überhaupt geeigneten Bodens. Die
Ernte 1906/07 lieferte 20,4 Millionen Sack Kaffee. (1 Sack = 60 kg.)
Neben diesen Zahlen nehmen sich die Ernten der andern Kaffee
bauenden Länder einfach winzig aus. (Mexiko, Mittelamerika, Ko-
lumbien, Venezuela, Ostindien, Java.) Über zwei Drittel der ge-
samten Welternte entfallen auf Brasilien.
Natürlich empfangen wir denn auch von dort den Äauptteil
unserer Kaffeeeinfuhr. (1907 für 162 Millionen Mark.) Unsere
Versuche, in den eigenen Kolonien Kaffee zu ziehen, haben erst
begonnen. (Vergl. Llnsere Kolonien.)
Vorerst wird Brasilien auf uns, als einen Haupt-
abnehmer seines Kaffees noch Rücksicht nehmen müssen.
Denn wenn auch die Llnion den größten Teil der brasilianischen
Ernte bezieht, der unsere ist nicht viel geringer. Äbrigens steigt
unser Anteil an der brasilianischen Kaffeeausfuhr stetig, während
der nordamerikanische zurückgeht. Somit ist Brasilien durch
seine Kaffeeausfuhr in gewissem Sinne von uns ab-
hängig.
So ganz nebenher erzählt uns aber diese Kaffeeausfuhr noch
von etwas anderem: Von der Kapitalmacht und dem Unter-
nehmung sgeiste unserer Kausleute im Auslande und vom
Stolz unserer Flagge.
Reichlich ein Drittel der gesamten Kaffeeausfuhr Brasiliens
wird nämlich von deutschen Handelshäusern vermittelt. Etwa eine
halbe Milliarde deutschen Geldes arbeitet in diesen Ääusern. Die
meisten liegen in Santo s, dem Äasen der zweitwichtigsten Stadt
Mittelbrasiliens, S a o Paulo, das weiter im Lande drin liegt.
Santos ist überhaupt der wichtigste Kaffeeverschiffungshafen der
Welt. Andere derartige Äandelshäuser sinden sich auch in Rio
de Janeiro. Die prachtvollen deutschen Geschäftspaläste in diesen
Städten sind für die Brasilianer redende Zeugen von Deutschlands
Äandelsgröße.
Äeute wird unsere brasilianische Kaffeeinfuhr durch-
aus von deutschen Schiffen besorgt. Das war nicht immer
so, und es ist noch nicht allzu lange her, daß die englischen Schiff-
sahrtsgesellschasten an der Spitze des Seeverkehrs mit Brasilien
standen. Äamburg-Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd haben
ihnen glücklich den Rang abgelaufen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
10. Die Mittelmeerländer.
155
Das russische Reich hat dem jungen Königreich wichtige Dienste
geleistet, wird aber kaum den erwarteten Lohn ernten, da Bulgarien
nicht von türkischer in russische Abhängigkeit geraten, sondern mög-
lichst frei und unabhängig, möglichst groß werden möchte.
Alles deutet daraus hin, daß dieser wahrscheinliche Erbe der
Türkei seine Erbschaft besser verwalten werde, als die lässige tür-
kische Äand es bisher vermochte. Befähigt, klug, betriebsam und
arbeitslustig, hat das kleine Volk von 4,3 Millionen Bewohnern sein
Land, wenn auch nicht ohne fremde Äilfe, schon zu einer achtbaren
Höhe gebracht.
Auch Bulgarien ist vorzugsweise Ackerbaustaat. Die Frucht-
barkeit des Bodens auf dem der Donau zugekehrten Stufenland und
im oberen Mari tz ab ecken ist groß. Als wichtigste Nährfrucht
wird Mais angebaut. Seidenzucht, Wein-, Obstbau und Rosen-
zucht spielen in den Tälern des Balkan eine große Rolle. Alle
zur Ausfuhr bestimmten Erzeugnisse des Ackerbaues, sowie Rohseide
und andere Waren drängen sich vorläufig noch in den zwei Schwarz-
meerhäsen Varna und Burgas zusammen, wohin die Verkehrs-
wege von Belgrad über Sofia ausmünden. Allerdings genügen
den Bulgaren diese Ääfen nicht wegen des kostspieligen und zeit-
raubenden Durchgangs durch Bosporus und Dardanellen,
und sie streben nach dem Besitz der Ääfen am Ägäischen Meere.
Der größte Teil von den Erzeugnissen Bulgariens
geht nach England, das infolge seiner Überlegenheit
aus den Balkanmärkten überall seine Lagerhäuser er-
richtet hat und von diesen aus auch den bulgarischen
Verkehr beherrscht. (Vergl. S. 144.) Von den 15 Millionen
unserer Einfuhr entfällt ein großer Teil auf Eier (fast 7 Millionen
Mark) Getreide und Rosenöl. Llnsere Aussuhr setzt sich, ähnlich
der nach der Türkei, aus vielen Warengattungen zusammen und
übertrifft an Wert den der Einfuhr nur um eine geringe Summe.
(Ausfuhr 16 Millionen Mark.)
Griechenland.
„Auf der frohen Fahrt begriffen nach dem schönen Griechen-
land", müssen wir, da wir in erster Linie die Wirtschaftsbe-
ziehungen unseres Vaterlandes da draußen verfolgen,
alles daheim lassen, was uns griechische Geschichte, Kunst und
Wissenschaft an Hoffnungen und Erwartungen mitzugeben vermöchte.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
218
Iv. Asien.
2. China.
Wenn wir den Namen „China" aussprechen, so
denken wir an ein wunderliches Land mit wunderlichen
Menschen. Irgend etwas Lächerliches, Absonderliches bei
uns bezeichnen wir gern als „chinesisch". Aber China ist
längst nicht mehr nur das Land voller Wunderlichkeiten,
wenn auch der chinesische Mann immer noch einen Zopf
trägt.
Nach China hinüber schauen heute alle handeltreibenden
Völker als nach einem Lande der Verheißung für den Handel.
Auch der deutsche Kaufmann tut das.
Da müssen wir uns doch sragen: Verdient es China,
ein Land der Verheißung genannt zu werden? 5lnd
weiter: Wird es das auch für uns Deutsche werden?
China als Land der Zukunft. Das Bekannteste spielt für
das Lirteil über China die Hauptrolle: China gehört zu den
Riesenreichen der Erde. Mit seinen 11,3 Millionen qkm
übertrifft es den ganzen Erdteil Europa an Ausdehnung.
Die Größe allein würde schließlich noch nicht allzuviel bedeuten.
Sibirien ist auch groß und doch nicht von solch überragender Bedeutung.
China aber ist nicht nur groß, sondern auch reich. Wohl sind
auch hier weite Strecken ausgefüllt von einer großen Wüste, der Gobi,
aber das fruchtbare chinesische Tiefland im Osten, das Mündungs-
land der beiden großen Ströme Iangtsekiang und Äoangho,
ist fruchtbarstes Ackerland und kommt an Größe allein unserm Vater-
lande gleich.
Das Tal der Iangtse aber ist das glücklichste und
aussichtsreichste Gebiet Chinas. Es ist begünstigt durch
Zahl und Fleiß seiner Bewohner, durch seinen Reichtum an Boden-
schätzen, durch großartige Fruchtbarkeit.
Aber es ist doch nur ein Flußtal! Gewiß, nur ein Flußtal;
allein eines von riesiger Ausdehnung. Man sehe sich den Lauf des
Iangtse von der Küste stromaufwärts bis Ä ankau an. Wie winzig
erscheint er! Lind doch kommt diese Strecke der Entfernung Äam-
bürg — Odessa gleich. Dazu zieht der Iangtse durch eine Anzahl
großer, meist schiffbarer Nebenflüsse weitere ungeheure Länderstrecken
in seinen Bereich.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien China China China China China China China Europa China Chinas Odessa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Deutsch-Afrika.
289
Das sagt sich so leicht. Man denke aber nur, es müßten auf müh-
samen Fußmärschen Waren von Königsberg nach Straßburg auf
dem Kopfe getragen werden, unter der Glühhitze der Tropensonne,
auf schmalen, schlechten Pfaden, wo alle möglichen Krankheiten am
Wege lauern. Dann hat man ungefähr eine Vorstellung davon,
was es heißt, Waren aus dem Äinterlande von Ostasrika z. B. zur
Küste zu bringen.
Das müssen auch teure Waren sein! — In der Tat verteuert die
Trägerbesörderung die Ware derart, daß sie nicht mehr verkauft
werden kann. Am z. B. die Erzeugnisse von 150 ha Baumwoll-
land im Innern Togos nach der Küste zu schaffen, wären nicht
weniger als 1000 Mann 4 Wochen lang beschäftigt, und 1 Tonne
Baumwolle hätte bis zu ihrer Ankunft an der Küste Togos allein
schon 400 Mark Fracht gekostet. (In Nordamerika kann sie bis
New-Orleans und Galveston kaum den 10. Teil kosten.)
Noch schlimmer liegen die Verhältnisse in Ostafrika. 5mer bean-
sprucht eine Tonne Trägerlast aus dem Innern nach der Küste eine
ganze Karawane von Trägern und 2500 Mark Frachtkosten. Die
gleiche Last würde von der Eisenbahn mit einem Frachtaufwande
von 45 Mark an die Küste gebracht werden können. Solange die
Bahnen fehlen, wird es niemand einfallen, weitab von der Küste
Waren zu erzeugen, die doch infolge der hohen Frachtkosten nicht
verkäuflich sind. Darum bleibt der größte Teil des Bodens in
unsern Kolonien unbebaut oder wird nur mangelhaft für den Bedarf
des Negers ausgenützt, und die vorhandenen Erzeugnisse, wie etwa
die Ölfrüchte, verfaulen ungenützt.
Zwar sind in den letzten Iahren fleißig Bahnen gebaut worden;
es fehlen aber noch viele, bis alles nutzbare Land durch sie er-
schlossen ist.
Neben dem Bahnbau ist noch vieles zu tun. Die Neger haben gar
manches zu lernen: Die Handhabung des Pfluges, die Verwendung von
Maschinen (besonders im Baumwollbau), die Aufzucht von Vieh, von
Zugtieren, die Kenntnis der guten Saat und der richtigen Art des An-
baues und vor allem — das Arbeiten selbst. Alle diese vielseitigen
Erziehungsausgaben erfordern Geld und vor allem Zeit.
Wieviel ist serner zu tun, um die Eingeborenen endlich einmal in
ordentliche Gesundheitsverhältnisse hineinzubringen, die schwarzen
Völker vor dem Aussterben zu bewahren. ttnt> wenn wir ihnen
das alles bringen: Äaben sie dadurch nicht gewonnen, auch wenn
wir einen Teil des von ihnen doch nicht ausgenützten Landes nehmen?
Hauptmann, Nationale Erdkunde. 19
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
262
Iv. Asien.
schicken Ärzte hinaus, gründen Krankenhäuser. „Wer von einem
französischen Krankenhaus verpflegt sein will, kann es umsonst
haben, man trägt es ihm womöglich noch mit allem Eifer an,
ebenso kommt man dem entgegen, der Französisch lernen will. Die
Franzosen haben der türkischen Regierung angeboten, das vollständig
verwahrloste Krankenhaus in Damaskus ganz auf ihre Kosten
neu einzurichten. Alles das, weil sie wissen, welchen Nutzen ihr
ioandel daraus zu ziehen vermag."
Die Nordamerikaner, die auch in solchen Dingen nicht an Geld
sparen, erreichen dadurch ebenfalls große Vorteile für ihren Handel.
(Nach Rohrbach.)
Wohl gibt es auch deutsche Erziehungsanstalten, in Smyrna,
in Beirut, doch genügen sie noch lange nicht. Hier
müßten unsere Geldleute noch genug andere Summen
opfern, um dem deutschen Handel zu nützen. Von andern
zu lernen ist keine Schande und ein Schaden in diesem Falle
sicherlich nicht.
Palästina.
Es gibt kaum ein zweites Land der Erde, mit dessen geogra-
phischen Verhältnissen jedes Schulkind so vertraut wäre wie mit
denen des Heiligen Landes. Wenig bekannt ist aber die Tatsache,
daß durch deutsche Kolonisten dem Heiligen Lande ein
wenn auch nur ganz geringer Teil der Dankesschuld
sür den von ihm ausgegangenen Segen abgetragen
wird.
Deutsche Kolonisten sitzen in Haifa, am Berge Karmel, in
Jerusalem, in der Ebene von Saron bei Jaffa. Eine ägyp-
tische, nichts weniger als deutsch-freundliche Zeitung wußte vor
einiger Zeit folgendes zu berichten:
Die Deutschen kauften große Länderstrecken im Westen Pa-
lästinas, bauten sie an und ließen die Eingeborenen darauf arbeiten.
Bereitwilligst unterrichteten sie im Ackerbau. Wenn sie nicht ge-
wesen wären, würden die Leute von Haifa und Llmgegend noch
heute den hölzernen, von Rindern gezogenen Pflug anwenden,
die hölzernen Wasserschöpfwerke und die rohen Tongefäße. Jetzt
ist der Bauer in jenen Gegenden besser gestellt als sein Genosse
in vielen andern Ländern, besser sogar als der ägyptische Bauer.
Denn dieser kauft seine Werkzeuge und Gefäße aus Europa oder
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Extrahierte Personennamen: Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Asien Damaskus Rohrbach Smyrna Beirut Haifa Jerusalem Jaffa Haifa Europa